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1. Theil 3 - S. 30

1880 - Stuttgart : Heitz
30 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer. Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert. Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.

2. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

3. Theil 3 - S. 182

1880 - Stuttgart : Heitz
182 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. ein schweres Gewitter zusammen. Ferdinand hatte seinen Jugendfreund, den kräftigen Maximilian von Baiern für sich gewonnen, und die Liga versprach Beistand. Auch der König von Spanien, damals Philipp Iii., schickte Geld, was er doch selbst so nöthig brauchte, und selbst der Kurfürst von Sachsen Johann Georg I., ein höchst schwacher, kleindenkender Mann, trat auf den Rath seines Hofpredigers Hoe von Hoheneck auf des Kaisers Seite, weil es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformirten zum Könige gewählt hätten. — Nun setzte sich das ligistische Heer in Bewegung. Zuerst wurden die östreichischen Stände mit Gewalt dem Kaiser unterworfen; dann fiel Maximilian in Böhmen ein, trieb die ständischen Truppen wie eine scheue Heerde vor sich her und rückte immer näher auf Prag los. Wäre nur Friedrich der Mann danach gewesen, so hätte er wohl sich gegen den Kaiser und Maximilian halten können. Die Huffiten hatten sich ja so lange gegen Sigismund so glücklich gewehrt. Aber er war ein schwacher, träger und leichtsinniger Mann, gab glänzende Feste, statt sich um die Ausrüstung des Heeres zu bekümmern, und verstand es nicht, die Herzen der Böhmen mit Liebe und Vertrauen zu sich zu erfüllen, und so war er schon halb geschlagen, ehe noch die Feinde anrückten. Nicht weit von Prag liegt eine sanfte Anhöhe, die der weiße Berg genannt wird. Da stellten sich die Böhmen aus und wurden rasch von dem ungeduldigen Maximilian angegriffen. Nach einer Stunde blutiger Arbeit war die Schlacht entschieden. Vier- bis fünftaufend Böhmen lagen auf dem Schlachtfelde todt oder ver- . mundet, an 1000 waren im Flusse ertrunken, und die Geretteten stürzten in wilder Flucht auf die Thore von Prag zu, 8. November 1620. Friedrich hatte gerade bei der Tafel gesessen, als die Schlacht anfing. Da das Schießen immer heftiger wurde, zeigte er sich zu Pferde und ritt auf den Wall, von wo er aber schon mit Schrecken die verwirrte Flucht der ©einigen wahrnahm. Die Prager baten ihn flehentlich, sie doch jetzt nicht zu verlassen; sie hätten noch Leute genug, die Stadt zu vertheidigen. Aber der-schwache König hatte dafür keine Ohren. Wie betäubt setzte er sich am andern Morgen mit Frau und Kindern in den Wagen, nahm den Grafen Thuru mit und fuhr nach Breslau. „Ich weiß nun, wer ich bin," sagte er, als er in den Wagen steigen wollte. „Es giebt Tugenden, welche wir nur im Unglück lernen können, und nur in Widerwärtigkeiten erfahren wir Fürsten, wer wir sind." Nach der Pfalz blieb Friedrich keine Zuflucht mehr übrig; denn

4. Theil 3 - S. 288

1880 - Stuttgart : Heitz
288 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Norwegen. Mit dem Ueberreste seines Heeres kam Karl am folgenden Tage an den Dnjepr. Mit Mühe überredete ihn Löwenhaupt, sich schleunig hinüber zu retten, und kaum war er auch mit nur 169 Mann, meist Offizieren, nicht ohne Gefahr drüben, so erschienen die Russen und nahmen vor seinen Augen Löwenhaupt mit fast dem ganzen schwedischen Heere gefangen. Was nun zu thun? — Zurück konnte und wollte Karl nicht. Da beschloß er denn, nach der Türkei zu gehen. Ein sonderbarer Entschluß! Aber gerade das Sonderbare zog ihn an. Er sand zwischen dem Dnjepr und Bog eine ungeheuere Einöde, mit Gras und niedrigem Gesträuch bewachsen, weit und breit keine Spur von Menschen, nicht einmal ein Fußsteig war zu sehen. In tiefer Stille setzten die Schweden ihren Weg fort. Jeder war mit der Vergangenheit und Zukunft beschäftigt. Dabei war nichts zu essen da. Die Kosacken jagten sich Rebhühner und wilde Schafe, die Schweden aßen bittere Mandeln und wilde Kirschen, und tranken Wasser aus einem faulen Moraste dazu. Nach zwei Tagen erreichte man den Bog. Jenseits fing das türkische Reich an. Karl sandte einen General hinüber, dem nächsten Pascha in Oczakow seine Ankunft zu melden. Dieser aber wollte erst in Konstantinopel anfragen; bis dahin wären alle Schweden verhungert, oder von den nacheilenden Russen gefangen worden. Zum Glück brachten Kaufleute Lebensmittel ins Lager und viele Schweden drängten sich mit Gewalt über den Fluß. Die übrigen wurden richtig von den Russen gefangen. Indessen hatte der Pascha von Bender, Jussuf Pascha, der von des Königs Thaten ganz bezaubert war, seine Annäherung erfahren, schickte ihm gleich Boten entgegen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Zum Glück für Karl war der damalige Sultan, Achmet Iii., ein großmüthiger Mann, der sogleich Befehl ertheilte, für die Schweden bei der Stadt Bender ein Lager zu errichten, und sie unter seinen Schutz nahm. Hier im Lager traf Karl die Nachricht, daß seine uw ein ' Jahr ältere geliebte Schwester, Wittwe dss Herzogs von Holstein, der in der Schlacht bei Klissow gefallen war, gestorben sei. Man hatte ihm, um ihn zu schonen, diesen Verlust lange verschwiegen, bis er ihn durch Zufall erfuhr. „Ach, meine Schwester!" rief er aus: „Ach, meine Schwester!" Ein Augenzeuge sagt: „Wie sehr ihm diese Nachricht zu Herzen ging, ist kaum zu beschreiben. Jedermann hatte geglaubt, sein Heldenleben hätte alle seine Gefühle abgestumpft, da er weder Zorn, noch Begierde, noch Freude, noch

5. Theil 3 - S. 374

1880 - Stuttgart : Heitz
374 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland. vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen. Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio (1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. Sogleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, bei Silistria an der Donau (1774). Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich

6. Theil 3 - S. 377

1880 - Stuttgart : Heitz
Katharina Ii. Maria Theresia. Franz I. 377 fehle treu ausgeführt habe. In der Stadt Cherson, wohin auch der Kaiser Joseph Ii. kam, um mit der Kaiserin sich zu besprechen, fand sie eine zahlreiche, für diese Tage dahin beschiedene Bevölkerung und den Hasen wimmelnd von Schiffen, die ans Potemkins Befehl herbeigesegelt waren. Statt daß seine Feinde ihren Zweck erreichten, setzte ihn diese Reise noch fester in ihrer Gunst. Darin hat er sich auch bis an seinen Tod, der ihn 1791 plötzlich traf, erhalten.*) Katharina lebte fünf Jahre länger, bis 1796, und hinterließ den Ruhm, viele nützliche Anstalten für ihr großes Reich entworfen und ausgeführt zu haben. So wenig auch alle ihre Handlungen zu entschuldigen sind, so war sie doch eine große Frau. Sie suchte so viel sie vermochte, selbst zu sehen, und arbeitete unablässig mit ihren Ministern. Im Kreise ihrer Familie war sie die liebenswürdigste und sanfteste Mutter von der Welt, und erzog ihre Enkel und Enkelinnen, die sich durch hohe Liebenswürdigkeit auszeichneten, so sorgfältig, als wenn sie gar keine andere Lebensaufgabe gehabt hätte. Obgleich nicht von großer Gestalt, war ihre persönliche Erscheinung doch voll Majestät; ihr Antlitz und der Blick ihrer blauen Augen trugen den Ausdruck der Freundlichkeit. Man hat sie nicht unpassend die Semiramis des Nordens genannt. Noch jetzt steht ihr Andenken in Rußland im Segen. Selten kommen große Frauen auf Thronen vor, weil es an sich der weiblichen Bestimmung entgegen ist, über Länder und Völker zu gebieten. Um so merkwürdiger ist es, daß zu gleicher Zeit zwei so große Kaiserinnen herrschten. Maria Theresia (1740—80) ist schon oft von uns erwähnt worden, und hier nur einiges über ihren Charakter und ihre Regierungsart nachzuholen. Seit ihrem 19. Jahre war sie mit Franz von Lothringen, Großherzog von Toskana, vermählt, und führte mit ihm eine überaus glückliche Ehe; denn sie hatten sich von Kindheit auf gekannt und sich aus wahrer Neigung geheirathet. Bald nach dem Antritt ihrer Regierung hatte ihn Maria Theresia zum Mitregenten in den östreichischen Ländern angenommen, und noch während des östreichischen Erbfolgekrieges war er unter dem Namen Franz I. zum deutschen Kaiser gewählt worden, 1745—1765. Er war ein guter, braver Mann, der aber freilich nicht die Fähigkeiten zum Regieren *) Potemkin wurde auf einer Reise von dem Herannahen des Todes überfallen. Man breitete schnell einen Teppich auf den Boden an der Landstraße, und hier verschied der Fürst in den Armen seiner Nichte, der Gräfin Branitzka.

7. Theil 3 - S. 329

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Roßbach. 329 ihnen einige Hundert Reiter nach und setzte sich lachend mit seinen Offizieren an dieselbe Tafel zu demselben Schmause, der für die Feinde bestellt gewesen war. Bei dieser Gelegenheit fielen den Preußen zwar nur wenige Soldaten in die Hände, aber desto mehr Kammerdiener, Köche, Friseurs, Komödianten u. s. w. und ganze Kisten mit wohlriechenden Wassern und Pomaden; eine Menge Pudermäntel, Schlafröcke, Sonnenschirme, Papageien und dergleichen wurden erbeutet. Mehrere Wochen darauf traf Friedrich auf die Franzosen und die Reichstruppen bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels. Den Feind anzugreifen, war mißlich; denn die Franzosen hatten dreimal mehr Soldaten als die Preußen. Dennoch wurde eine Schlacht beschlossen. Soubise war seines Sieges so gewiß, daß er fürchtete, der König, den er nicht anders als den Markgrafen von Brandenburg nannte, möchte ihm entwischen. Er ließ daher am 5. November seine Soldaten sich in Bewegung setzen, um die Preußen von beiden Seiten einzuschließen. Mit schallender Kriegsmusik zogen die Franzosen bei den Preußen vorbei und fragten Hönisch, ab das etwa die potsdamsche Wachtparade fei? Friedrich, der sich aus die Schnelligkeit feiner Leute verlassen konnte, ließ diese ganz ruhig im Lager stehen und befahl, da es eben Mittag war, daß die Soldaten ungestört ihr Mittagsessen verzehren sollten. Die Franzosen, die das aus der Ferne mit ansahen , trauten kaum ihren Augen und dachten, das geschähe nur aus dumpfer Verzweiflung. Jetzt schlug es zwei Uhr. Nun hieß es: Zelte abgebrochen! In Reih und Glied gestellt! Im Hui waren die Preußen mit allem fertig und standen zum Staunen der Franzosen schlagfertig da. Jetzt donnerten die Kanonen, und da zugleich Seydlitz hinter einer Hügelreihe, wo er sich mit seinen Reitern versteckt hatte, vorgesprengt kam und den Franzosen in die Seite fiel, — so war an kein Hatten mehr zu denken. Die Reichstruppen liefen schon bei den ersten Kanonenschüssen davon und warfen alles, was sie am Laufen hinderte, Flinten, Tornister, Patrontaschen, Seitengewehr n. s. w. weg. Die Franzosen hielten etwa ein dreimaliges Feuer aus; daun stürzten auch sie in wilder Unordnung davon und stellten sich in einen unordentlichen Haufen. In diesen hieben einige preußische Reiterregimenter ein und richteten eine gräßliche Verwirrung an. In der ersten Hitze wurden viele Franzosen niedergestochen; da sie aber die Waffen wegwarfen und demüthig um Gnade flehten, so nahm man sie gefangen.

8. Theil 3 - S. 335

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Zorndorf. 335 hatte man den König noch nicht gesehen, als jetzt, wo ihn der Anblick der vielen Schutthaufen, der verwüsteten Felder und der zahllosen, umherirrenden Flüchtlinge tief rührte. Er gab den strengen Befehl, keinem Russen mehr Pardon zu geben; er wollte das ganze Heer vernichtet haben. Jetzt näherten sich beide Heere einander. „Die Preußen geben keinen Pardon!" sagte ein Russe dem andern. „Gut!" antwortete jeder; „wir auch nicht!" Am 25. August trafen beide bei dem Dorfe Zorndorf, einige Meilen von Küstrin, aufeinander und eine der blutigsten Schlachten des Krieges begann.*) Indem die Preußen anfmarschirten, spielten die Hautboisten das Lied: „Ich bin ja, Herr, in deiner Macht." Die Russen geriethen bald in Verwirrung, und nun brachen die preußischen Reiter in ihre ungeordneten Glieder ein und hieben ohne Barmherzigkeit alles nieder, was nur ihr Schwert erreichen konnte. Am meisten that sich hier wieder Seydlitz hervor; bald sah man ihn hier, bald dort, alles vor sich niederwerfend und in die dichtesten Hausen eindringend. Die Preußen richteten ein gräßliches Blutbad an. Aber solchen Feind hatten sie auch nie vor sich gehabt. Wenn auch schon die Linien der Russen in Verwirrung aufgelöst waren, so blieben doch die einzelnen wie Bildsäulen unbeweglich stehen, sobald sie ihre Patronen verschossen hatten, und ließen sich, wie sühllos, ruhig niederstoßen. So sah man ganze Reihen leblos auf der Erde liegen. Andere fielen über das Gepäck her, plünderten die Marketenderwagen und betranken sich in dem dort gefundenen Branntwein. Zwar ließen ihre Offiziere den Fässern den Boden ans- *) Als Friedrich vor der Schlacht bei Zorndorf Anstalt machte, über die Oder zu setzen, versammelte sich eine Menge Menschen um ihn und klagte über die durch die Russen erlittenen Grausamkeiten. „Nun, seid nur ruhig, Kinder;" sagte er zu ihnen; „wir wollen sie schon kriegen!" Auch eine Bauerfrau kam hier zu ihm und fragte ihn: „Ew. Majestät, was macht denn mein Mann, der Unteroffizier Bindar, bei dem und dem Regiments?" — „Ich kenne ihn wohl!" antwortete Friedrich gütig; „er ist Gottlob; noch gesund." ■— „Na, grüßen Sie ihn mir doch viel tausendmal," sprach sie weiter und überreichte dabei dem Könige einen Brotkuchen, den sie für „ihren lieben König" gebacken habe. Friedrich nahm das Geschenk der guten Frau freundlich an. In der Nacht vor der Schlacht ruhte er nur einige Stunden auf einem Lehnstuhle in einer Mühle (der Stuhl wird noch als theure Reliquie aufbewahrt). Als er am Morgen aus dem Hause unter die ihn erwartenden Generale und Adjutanten trat, grüßte er sie freundlich und sprach: „Guten Morgen, Messieurs 1 Ich gratulire! Die Schlacht ist gewonnen."

9. Theil 3 - S. 336

1880 - Stuttgart : Heitz
336 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Magen; aber das half wenig; denn die Soldaten warfen sich nun der Länge nach auf den Boden, um den köstlichen Nektar noch aus dem Staube auszuschlürfen. Nachdem sich beide Theile ganz verschossen hatten, stießen sie mit Kolben, Bajonneten und Säbeln wüthend aufeinander los, und die Erbitterung war so groß, daß selbst Schwerverwundete noch darauf dachten, die nahe liegenden Feinde zu ermorden. So fand man einen tödtlich verwundeten Russen, der auf einem sterbenden Preußen lag und ihn noch mit seinen Zähnen zerfleischte; und der Preuße mußte sich, weil er schon zum Widerstande zu schwach war, ruhig den Zwang gefallen lassen, bis seine Kameräden kamen und den Unmenschen niederstießen. Zwölf Stunden dauerte das Morden, bis die Nacht einbrach und beide Theile gänzlich erschöpft waren. Man zählte bei beiden Heeren an 29,000 Todte und Verwundete.. Der russische Feldherr führte sein Heer nach Polen und Preußen zurück. 5. Ueberfall bei Hochkirch, 14. October 1758. Nach der Schlacht bei Zorndorf war Friedrich nach Sachsen gegangen, um Dresden zu Hülfe zu kommen, welches Prinz Heinrich, des Königs Bruder, gegen die Oestreich er vertheidigte. Dann machte er sich nach Schlesien wieder auf, wo die Feinde freies Spiel hatten. So kam er hinter Bautzen und lagerte sich beim Dorfe Hochkirch. Ihm gegenüber stand Feldmarschall Daun mit den Oestreichern, nur einen Kanonenschuß weit; dennoch hielt sich Friedrich hier ganz sicher, weil er Dauns Vorsichtigkeit kannte und dieser ihn noch nie angegriffen hatte. Friedrichs Stellung war so gefährlich, daß Feldmarschall Keith gegen ihn äußerte: „Wenn uns die Oestreicher in diesem Lager ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden." — „Wir müssen hoffen," antwortete Friedrich, „daß sie sich mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten." Dennoch beschloß er, in der Nacht vom 14. bis zum 15. October das Lager zu verändern. Aber so lange wartete Dann nicht. In der Nacht vom 13. zum 14. October setzte sich sein ganzes Heer in Bewegung und näherte sich von vorn, von der Seite und von hinten dem preußischen Lager, wo tiefe Ruhe herrschte; denn Friedrich hatte seinen Soldaten befohlen, sich schlafen zu legen, um sich zu dem bevorstehenden Ausbruche zu stärken. Dennoch hatten einige preußische Husaren die Bewegungen der Feinde bemerkt und benachrichtigten den König; aber dieser war so weit entfernt einen Ueberfall zu

10. Theil 3 - S. 343

1880 - Stuttgart : Heitz
Treffen bei Liegnitz. 343 warten, wenn auch die Häuser in Asche verwandelt werden sollten. Obgleich nun Laudon die Stadt beschießen ließ, so wehrte sich doch Tanenzien so lange, bis Friedrich zu Hüffe kam und die Kaiserlichen vertrieb.*) Bis Liegnitz war Friedrich, immer von den Oestreichern unter Dann begleitet, gekommen und sah sich hier fast von allen Seiten von den Kaiserlichen eingeschlossen. Er war hier in einer mißlichen Lage; denn er hatte nur noch auf drei Tage Brot bei sich und mußte daher entweder nach Breslau oder Schweidnitz, wo er seine Vorräthe hatte, und doch hatten ihm dahin die Feinde den Weg verlegt. Dazu kam, daß er am 14. August Abends erfuhr, daß man mit Tagesanbruch sein kleines Heer von vier Seiten zugleich angreifen wollte. Er verließ daher, sobald es dunkel geworden war, sein Lager, befahl aber, daß die Wachtfeuer sorgfältig von den Bauern unterhalten würden, damit die Feinde seinen Abzug nicht merkten, und stellte seine Truppen auf einer Anhöhe in größter Stille in Schlachtordnung. Eben hatte er sich, in seinen weißen Feldmantel gehüllt, auf die Erde zur Ruhe gelegt, als ein auf Kundschaft gesandter Husarenoffizier ihm die Nachricht brachte, daß der Feind mit Macht heranrücke. Es war Laudon, der den einen Flügel der Preußen angreifen sollte, und plötzlich zu seinem Erstaunen das ganze preußische Heer schlagfertig vor sich sah. Das Treffen begann, und nach zwei Stunden, um 5 Uhr Morgens, war Laudon schon mit Verlust von 82 Kanonen völlig geschlagen. In diesem Treffen hatte sich das Regiment, das vor Dresden in des Königs Ungnade gefallen war, ganz vorzüglich ausgezeichnet. Als nun Friedrich die Linie herunterritt, trat der Flügelmann hervor und bat ihn um die Zurückgabe der Seitengewehre. „Ja Kinder!" sprach er vergnügt, „ihr sollt sie wieder haben!" Friedrich hatte nicht lange Zeit, sich über diesen Sieg zu freuen; denn seine Feinde schämten sich, mit ihren großen Heeren das ganze Jahr über nichts Großes gethan zu haben, und machten sich auf, B e r l i n zu überfallen. Es glückte ihnen auch wirklich, bis dahin vorzudringen und die unbefestigte Stadt einzunehmen. Zum Glück war der russische Befehlshaber, General Totleben, ein gutdenkender Mann, der die Stadt möglichst schonte. Desto *) Mit Recht ist daher auch sein Andenken in Breslau durch ein Denkmal erhalten worden, welches ihm auf dem Tauenzienplatze aus Marmor errichtet ist.
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